Archiv der Kategorie: Historischer Ortsspaziergang

Marktplatz 7 – alte Hausnummer 21

Die Posthalter-Villa

Bis zum Bau der Posthalter Villa stand auf dem Grundstück am Marktplatz ein kleines hölzernes Haus, in dem im 17. Jahrhundert der Glonner Mesner wohnte.  Später findet sich dort ein Kistler (Schreiner) als Besitzer, darum hatte das Haus auch lange den Hausnamen „Kistler“.

Ausschnitt aus der Karte von 1810 mit dem “Kistler”(19) zwischen dem Wirt (17), dem Surauerhof (41)und dem Widdumhof im Kirchenbesitz (42) ©”Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de (Daten verändert), Lizenz: CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)”

1851 erwarb der Posthalter Wolfgang Wagner, bzw. seine Ehefrau Maria Wagner das Haus und es wurde vermietet. Friedrich Kugler, Uhrmacher und Magnus Messner, Maler waren die ersten Mieter. Auch der Lehrer Johann Baptist Dunkes wohnte um 1877 hier.

Der Posthalter und Gastwirt Wolfgang Wagner (1834-1902) mit seiner Ehefrau Maria (1834-1906) vor der “Posthalter Villa” ©Archiv/privat

Wolfgang Wagner, 1834-1902, war als Landtags- und sogar Reichtagsabgeordneter ein reicher und einflussreicher Mann in Glonn. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, für Glonn den Bau einer Lokalbahn durchzusetzen. Bis 1862 war er der einzige Wirt in Glonn, der Eröffnung der zweiten Gastwirtschaft in Glonn, dem Neuwirt, ging ein zähes und langjähriges Ringen um die Konzession voraus.

Bauplan 1889 Posthalter Villa Vorderansicht ©Archiv Glonn/privat

1889 erbaute der Posthalter und Wirt Wolfgang Wagner dann auf dem Grundstück eine Villa als „Altersruhesitz“.

Der Bau wurde nach den Plänen des Architekturbüros Georg Meister, München und mit der Hilfe eines italienischen Bautrupps ausgeführt, den Wolfgang Wagner von auf einer Reise nach Italien kennenlernte und für seinen Bau engagierte.

Die Villa im Jahr 1935 ©Archihv Glonn/privat

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1902 bezog der Sohn Wolfgang Wagner, ebenfalls Landtagsabgeordneter, die Villa mit seiner Frau und seinen Kindern. Er verkauft den Gasthof und den Surauerhof 1908 an den Baron Büsing in Zinneberg und nach seinem frühen Tod 1912 verkaufte seine Witwe 1918 auch die Villa an den Baron.
Der Baron von Büsing-Orville wiederum verlässt um 1923 Zinneberg und verkauft davor sukzessive alle seine Besitztümer, die Gastwirtschaft und die Villa erwarb die Paulaner Brauerei, Teile des Marktplatzes und das Surauerhaus (heutiges Rathaus) kaufte die Gemeinde Glonn.

1927 konnte der Arzt Dr. Alfred Kreutzer, der sich 1921 in Glonn niedergelassen hatte, die Posthalter-Villa als Wohn- und Praxissitz erwerben.  Im Laufe der Zeit erhält die Villa nun den Namen “Doktorvilla”, später dann auch “Kreutzer-Villa”, da sowohl Sohn Peter Kreutzer (*1924+2002), als auch Enkel Michael Kreutzer den Praxisbetrieb am selben Ort weiterführten.

Zwischen 1935 und 1940 wurden alle Verzierungen, Schnörkel und Türmchen entfernt und die Villa erhielt ihr heutiges Aussehen.

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Marktplatz 4 – alte Hausnummer 24-2

Schlosserei Meßner mit Gemischtwarenladen um 1940 © Archiv/Fam.Meßner

In diesem Haus lebte und arbeitete seit etwa 1850  der Kirchenmaler und Vergolder Magnus  Meßner. Das Haus war früher der Stadl des nebenstehenden “Gerichtsdienerhauses” und wurde lt. M.Sedlmaier 1851 mit besonders hohen Räumen neu erbaut. Magnus Meßner renovierte 1858 die Glonner Pfarrkirche und starb kurz darauf, 1860, im Alter von nur 27 Jahren. Todesursache waren wahrscheinlich die zur damaligen Zeit noch sehr giftigen, weil arsen- und bleihaltigen Farben.  Eine Tafel an der östlichen Kirchenwand erinnert an ihn.

Votivtafel für Magnus Meßner an der östlichen Kirchenwand.

Ihm folgten sein Bruder Peter  und dessen Sohn Peter, der wiederum auch schon mit 28 Jahren an Bleivergiftung starb. Das Erbe übernahm nun Josef Meßner, gelernter Schlosser, der in der Werkstatt nun 1891 eine Schlosserei eröffnete, die bis heute besteht.
Von 1919 bis 1930 war der Schlossermeister Josef Meßner Glonns Bürgermeister.

Joseph Meßner, Schlosser und Bürgermeister von 1919-1930 ©Archiv

 

 

 

 

 

 

 

Das Haus wurde im Jahr 2009 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Marktplatz 4, 2006

Marktplatz 4, 2017

 

 

 

 

 

 

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Marktplatz 3 – alte Hausnummer 24

Bäckerei Gürteler um 1900 ©Archiv/M.Sedlmair

An dieser Stelle stand schon seit dem 15.Jhd. das sogenannte “Gerichtsdienerhaus”. Hier wohner Gerichtsdiener, der von hier aus für die Grundherrschaft in Zinneberg überwachte und gewähleistete, dass die Grundholden, die ihr Anwesen als Lehen von der Grundherrschaft erhalten hatten, ihren Pflichten gegenüber der Zinneberger Herrschaft nachkamen. Dies waren vor allem Dienstleistungen wie zum Beispiel das Spinnnen von Wolle, Messerschmieden,   Holzmachen oder die Mithilfe bei Jagden, oder aber Naturalleistungen wie Eier, Fleisch, Geflügel, Bier, Brot oder Gebäck, Wachs oder Holz. Die Mengen und die Art und Weise der Abgabe waren für jeden Hof und jedes Anwesen festgelegt.

1848 wurde das System der grundherrschaftlichen Abgaben endgültig abgeschafft, der letzte Gerichtsdiener Anton Diemer war dann als Gemeindediener angestellt. Den westlichen Teil des Hauses verkaufte er an den Kunstmaler und Kirchenmaler Magnus Meßner, der dort bereits wohnte.  (HsNr 24-2/heute Marktplatz 4)

Bäckerei Gürteler um 1940 ©Archiv/F.Hintermaier

1865 wurde das Haus verkauft und der Bäcker Georg Obermair richtete dort eine Bäckerei ein, sie war die zweite in Glonn und wurde deshalb “Neubäck” genannt. Der eingeheiratete Bäckermeister Willibald Gürteler übernahm 1884 die Bäckerei, dessen Namen sie dann trug.

Abriss der Bäckerei Gürteler 1970 ©Archiv

Im Jahr 1970 wurde im Zuge des Straßenausbaus das alte Haus abgerissen und der heute noch bestehende Neubau errichtet.

Bäckerei Gürteler um 1980 ©Archiv

Auf die Bäckerei Gürteler folgte die Bäckerei “Hasi” und heute befindet sich in den Geschäftsräumen der “Monis Friseusalon”.

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Marktplatz 1 – alte Hausnummer 23

Rathaus 1999 © Kulturverein

Heute steht hier das Rathaus der Marktgemeinde Glonn. Erbaut wurde das Rathaus im Jahr 1931 und feierlich eröffnet im September 1931. Bis zur Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Glonn mit den Mitgliedsgemeinden Baiern, Bruck, Moosach, Oberpframmern und Egmating belegte die Verwaltung der Gemeinde Glonn nur drei Räume im Erdgeschoß. Im südlichen Teil befand sich die Hubertus Apotheke, in Obergeschoß und Dach waren Wohnungen, in einer davon praktizierte bis 1964 die Hebamme von Glonn.

Vor 1930 war die Verwaltung teilweise im alten Feuerwehrhaus untergebracht, Amtsgeschäfte wurden manchmal in der Wohnung des Gemeindedieners abgewickelt, der Gemeinderat traf sich meist in der Schule, da der Lehrer ja bis 1919 auch der Gemeindeschreiber war.

Vor 1930 stand an der Stelle des heutigen Rathauses das sogenannte “Surauerhaus”, benannt nach dem Lebzelter und Wachszieher Alois Surauer. der dort sein überaus beliebtes Geschäft betrieb. Hier konnte man Lebzelten, Wachsstöckl, Kerzen, aber auch Schokolade und Gewürze kaufen.Der seit dem 17.Jahrhundert von der Kirche genutzte Zehenthof, in dem die Abgaben der Bauern an die Kirche – der Zehent – gelagert wurde, fiel durch Heirat 1662 an den ersten Wirt von Glonn, der die Tafern – das spätere Gasthaus zur Post – betrieb und diente fortan als Wohnung für Bedienstete, in den Stallungen wurden Pferde, später auch Glonns erste Autos sowie der Leichenwagen und die erste Feuerspritze untergebracht.

Anfang der 1920er jahre kaufte die Gemeinde den Hof und einen Teil des Marktplatzes von Baron Büsing-Orville von Zinneberg und wollte das Gebäude  zu gemeindeeigene Wohnungen umbauen. Der Plan wurde jedoch verworfen und man entschied sich zu Beginn der Amtszeit des neuen Bürgermeister Ludwig Mayer (1930-1933)  endlich ein Rathaus zu bauen.

Mehr zur Geschichte des Rathauses lesen Sie hier

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Historischer Ortsspaziergang – Marktplatz

Marktplatz von oben Südseite © F.Hintermaier

Marktplatz Nordseite von oben um 1960 © Kulturverein

Die meisten Gebäude rund um den Marktplatz standen bereits im 17.jhd. an derselben Stelle.Nachdem 1634 die Schweden, wie es Pfarrer Schmalzlmair  in seinen „Annotiatio“ schreibt, den Ort Glonn bis auf die „Badstube“ niederbrannten, wurden die Anwesen, die man wieder aufbaute, nicht mehr allein aus Holz errichtet, sondern aus Stein, sodass sie vor allem der Zerstörung durch Feuer besser standhalten konnten.

Nach 1634 standen am Marktplatz ein Vorgänger-Bau der jetzigen Kirche, das Gerichtsdienerhaus, damals Hausnummer 24/heute Marktplatz 3, ein Wirtshaus – die Tafern zu Glonn, damals Haus Nummer 20, heute Marktplatz  5 und 6.

An der Stelle des heutigen Rathauses stand der „Zehenthof“ damals HSNr 23, heute Marktplatz 1, und auch auf der nördlichen Seite stand an Stelle der heutigen Nr. 8 ein Anwesen im Besitz der Kirche, der Widdumbauer mit der Hausnummer 22.

Auf dem Grundstück am Marktplatz 7 stand seit dem 16.Jhd. ein kleines Wohnhaus in dem unter anderem der Mesner, später ein Kistler (Schreiner) wohnte und arbeitete.

Wolfgang Wagner, Wirt und Posthalter erwarb das Grundstück  1850 und vermietete es zunächst als Mietshaus. 1889 erbaute er sich dort ein Wohnhaus, die “Posthalter Villa”.

Auch der heutige Marktplatz 10, damals Nr.25 war seit mindestens 1692 bebaut.

Eine überaus umfassende und detaillierte Nachweisung  aller Glonner Anwesen, vom Beginn der frühesten Aufzeichnungen bis 1900 gibt  Hans Obermairs “Anwesen der Gemeinde Glonn bis 1900”. Hier finden Sie die Besitzer, ihre Familien, den Zeitpunkt von Kauf und Verkauf, Berufe der Besitzer, die überlieferten Hausnamen und viele weitere historische Informationen.

Die heutige Ortsdurchfahrt war auch damals bereits die zentrale Verbindung vom Osten der Landeshauptstadt nach Rott am Inn.

Ausschnitt aus dem Urpositionsblatt von 1810 ©”Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de”This work is licensed under CC BY 4.0

Wie man auf diesen beiden  frühesten Karte von 1810 (oben) und 1856 (unten) erkennen kann, war die heutige Form des Marktplatzes im südlichen Teil damals bereits angelegt.

Die Hausnummern wurden 1855 neu durchnummeriert und bleiben dann so bis 1956.

 

Ausschnitt aus dem Urpositionsblatt von 1856  ©”Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de” This work is licensed under CC BY 4.0

 

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Historischer Ortsspaziergang

Hier finden Sie weiterführende Informationen, mehr Bilder und Links innerhalb der Archivseite zu den Stationen des historischen Ortsspaziergangs.

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Marktplatz südlicher Teil um 1960
Marktplatz-Nordseite-GM044-03-04
Marktplatz nördlicher Teil um 1960
Kulturverein-570
Mädchenschulhaus um 1910

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Bildergalerie Marktplatz 1 – Rathaus

   
GM010-04-Sammlung-KV
Blick auf Surauerhof von Westen um 1925 Postkarte
FH-304-Surauerhaus
Surauerhof um 1928 kurz vor Abriss für den Rathausbau
161-Album-AK-gruen-1874-1966
Einweihung Rathaus 1931 Postkarte
GM010-08-Mrktpl-v-West-1940-oe-grossg
Rathaus 1940 ©Kulturverein
GM020-04-Raths-Kirche-v-N-1939-oe
Rathaus vor 1938 © Kulturverein
FH-130
Rathaus um 1960 mit Hubertus Apotheke ©F.Hintermaier
Fotochronik-1977-Rathaus-Umbau
Rathaus Umbau 1978 ©Archiv Glonn
GM016-06-34-Rathausumbau-1977
Rathaus Umbau 1978 © Kulturverein
Fotochronik-1978-Teil20001 019-Rathaus
Rathaus nach Umbau 1978 ©Archiv Glonn
GM010-28-Mrktpl-v-West-2007
Rathaus 2007 ©Kulturverein

 

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