Archiv des Autors: b-kreutzer

Marktplatz 4 – alte Hausnummer 24-2

Schlosserei Meßner mit Gemischtwarenladen um 1940 © Archiv/Fam.Meßner

In diesem Haus lebte und arbeitete seit etwa 1850  der Kirchenmaler und Vergolder Magnus  Meßner. Das Haus war früher der Stadl des nebenstehenden “Gerichtsdienerhauses” und wurde lt. M.Sedlmaier 1851 mit besonders hohen Räumen neu erbaut. Magnus Meßner renovierte 1858 die Glonner Pfarrkirche und starb kurz darauf, 1860, im Alter von nur 27 Jahren. Todesursache waren wahrscheinlich die zur damaligen Zeit noch sehr giftigen, weil arsen- und bleihaltigen Farben.  Eine Tafel an der östlichen Kirchenwand erinnert an ihn.

Votivtafel für Magnus Meßner an der östlichen Kirchenwand.

Ihm folgten sein Bruder Peter  und dessen Sohn Peter, der wiederum auch schon mit 28 Jahren an Bleivergiftung starb. Das Erbe übernahm nun Josef Meßner, gelernter Schlosser, der in der Werkstatt nun 1891 eine Schlosserei eröffnete, die bis heute besteht.
Von 1919 bis 1930 war der Schlossermeister Josef Meßner Glonns Bürgermeister.

Joseph Meßner, Schlosser und Bürgermeister von 1919-1930 ©Archiv

 

 

 

 

 

 

 

Das Haus wurde im Jahr 2009 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Marktplatz 4, 2006

Marktplatz 4, 2017

 

 

 

 

 

 

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Marktplatz 3 – alte Hausnummer 24

Bäckerei Gürteler um 1900 ©Archiv/M.Sedlmair

An dieser Stelle stand schon seit dem 15.Jhd. das sogenannte “Gerichtsdienerhaus”. Hier wohner Gerichtsdiener, der von hier aus für die Grundherrschaft in Zinneberg überwachte und gewähleistete, dass die Grundholden, die ihr Anwesen als Lehen von der Grundherrschaft erhalten hatten, ihren Pflichten gegenüber der Zinneberger Herrschaft nachkamen. Dies waren vor allem Dienstleistungen wie zum Beispiel das Spinnnen von Wolle, Messerschmieden,   Holzmachen oder die Mithilfe bei Jagden, oder aber Naturalleistungen wie Eier, Fleisch, Geflügel, Bier, Brot oder Gebäck, Wachs oder Holz. Die Mengen und die Art und Weise der Abgabe waren für jeden Hof und jedes Anwesen festgelegt.

1848 wurde das System der grundherrschaftlichen Abgaben endgültig abgeschafft, der letzte Gerichtsdiener Anton Diemer war dann als Gemeindediener angestellt. Den westlichen Teil des Hauses verkaufte er an den Kunstmaler und Kirchenmaler Magnus Meßner, der dort bereits wohnte.  (HsNr 24-2/heute Marktplatz 4)

Bäckerei Gürteler um 1940 ©Archiv/F.Hintermaier

1865 wurde das Haus verkauft und der Bäcker Georg Obermair richtete dort eine Bäckerei ein, sie war die zweite in Glonn und wurde deshalb “Neubäck” genannt. Der eingeheiratete Bäckermeister Willibald Gürteler übernahm 1884 die Bäckerei, dessen Namen sie dann trug.

Abriss der Bäckerei Gürteler 1970 ©Archiv

Im Jahr 1970 wurde im Zuge des Straßenausbaus das alte Haus abgerissen und der heute noch bestehende Neubau errichtet.

Bäckerei Gürteler um 1980 ©Archiv

Auf die Bäckerei Gürteler folgte die Bäckerei “Hasi” und heute befindet sich in den Geschäftsräumen der “Monis Friseusalon”.

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Marktplatz 1 – alte Hausnummer 23

Rathaus 1999 © Kulturverein

Heute steht hier das Rathaus der Marktgemeinde Glonn. Erbaut wurde das Rathaus im Jahr 1931 und feierlich eröffnet im September 1931. Bis zur Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Glonn mit den Mitgliedsgemeinden Baiern, Bruck, Moosach, Oberpframmern und Egmating belegte die Verwaltung der Gemeinde Glonn nur drei Räume im Erdgeschoß. Im südlichen Teil befand sich die Hubertus Apotheke, in Obergeschoß und Dach waren Wohnungen, in einer davon praktizierte bis 1964 die Hebamme von Glonn.

Vor 1930 war die Verwaltung teilweise im alten Feuerwehrhaus untergebracht, Amtsgeschäfte wurden manchmal in der Wohnung des Gemeindedieners abgewickelt, der Gemeinderat traf sich meist in der Schule, da der Lehrer bis  ja bis 1919 auch der Gemeindeschreiber war.

Vor 1930 stand an der Stelle des heutigen Rathauses das sogenannte “Surauerhaus”, benannt nach dem Lebzelter und Wachszieher Alois Surauer. der dort sein überaus beliebtes Geschäft betrieb. Hier konnte man Lebzelten, Wachsstöckl, Kerzen, aber auch Schokolade und Gewürze kaufen.Der seit dem 17.Jahrhundert von der Kirche genutzte Zehenthof, in dem die Abgaben der Bauern an die Kirche – der Zehent – gelagert wurde, fiel durch Heirat 1662 an den ersten Wirt von Glonn, der die Tafern – das spätere Gasthaus zur Post – betrieb und diente fortan als Wohnung für Bedienstete, in den Stallungen wurden Pferde, später auch Glonns erste Autos sowie der Leichenwagen und die erste Feuerspritze untergebracht.

Anfang der 1920er jahre kaufte die Gemeinde den Hof und einen Teil des Marktplatzes von Baron Büsing-Orville von Zinneberg und wollte das Gebäude  zu gemeindeeigene Wohnungen umbauen. Der Plan wurde jedoch verworfen und man entschied sich zu Beginn der Amtszeit des neuen Bürgermeister Ludwig Mayer (1930-1933)  endlich ein Rathaus zu bauen.

Mehr zur Geschichte des Rathauses lesen Sie hier

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Historischer Ortsspaziergang – Marktplatz

Marktplatz von oben Südseite © F.Hintermaier

Marktplatz Nordseite von oben um 1960 © Kulturverein

Die meisten Gebäude rund um den Marktplatz standen bereits im 17.jhd. an derselben Stelle.Nachdem 1634 die Schweden, wie es Pfarrer Schmalzlmair  in seinen „Annotiatio“ schreibt, den Ort Glonn bis auf die „Badstube“ niederbrannten, wurden die Anwesen, die man wieder aufbaute, nicht mehr allein aus Holz errichtet, sondern aus Stein, sodass sie vor allem der Zerstörung durch Feuer besser standhalten konnten.

Nach 1634 standen am Marktplatz ein Vorgänger-Bau der jetzigen Kirche, das Gerichtsdienerhaus, damals Hausnummer 24/heute Marktplatz 3, ein Wirtshaus – die Tafern zu Glonn, damals Haus Nummer 20, heute Marktplatz  5 und 6.

An der Stelle des heutigen Rathauses stand der „Zehenthof“ damals HSNr 23, heute Marktplatz 1, und auch auf der nördlichen Seite stand an Stelle der heutigen Nr. 8 ein Anwesen im Besitz der Kirche, der Widdumbauer mit der Hausnummer 22.

Auf dem Grundstück am Marktplatz 7 stand seit dem 16.Jhd. ein kleines Wohnhaus in dem unter anderem der Mesner, später ein Kistler (Schreiner) wohnte und arbeitete.

Wolfgang Wagner, Wirt und Posthalter erwarb das Grundstück  1850 und vermietete es zunächst als Mietshaus. 1889 erbaute er sich dort ein Wohnhaus, die “Posthalter Villa”.

Auch der heutige Marktplatz 10, damals Nr.25 war seit mindestens 1692 bebaut.

Eine überaus umfassende und detaillierte Nachweisung  aller Glonner Anwesen, vom Beginn der frühesten Aufzeichnungen bis 1900 gibt  Hans Obermairs “Anwesen der Gemeinde Glonn bis 1900”. Hier finden Sie die Besitzer, ihre Familien, den Zeitpunkt von Kauf und Verkauf, Berufe der Besitzer, die überlieferten Hausnamen und viele weitere historische Informationen.

Die heutige Ortsdurchfahrt war auch damals bereits die zentrale Verbindung vom Osten der Landeshauptstadt nach Rott am Inn.

Ausschnitt aus dem Urpositionsblatt von 1810 ©”Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de”This work is licensed under CC BY 4.0

Wie man auf diesen beiden  frühesten Karte von 1810 (oben) und 1856 (unten) erkennen kann, war die heutige Form des Marktplatzes im südlichen Teil damals bereits angelegt.

Die Hausnummern wurden 1855 neu durchnummeriert und bleiben dann so bis 1956.

 

Ausschnitt aus dem Urpositionsblatt von 1856  ©”Bayerische Vermessungsverwaltung – www.geodaten.bayern.de” This work is licensed under CC BY 4.0

 

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Bildergalerie Seestall

1930
1930
Topo 1959
Topo 1959
1962
1962

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Historischer Ortsspaziergang

Hier finden Sie weiterführende Informationen, mehr Bilder und Links innerhalb der Archivseite zu den Stationen des historischen Ortsspaziergangs.

FH-210-Marktplatz-von-oben-klein
Marktplatz südlicher Teil um 1960
Marktplatz-Nordseite-GM044-03-04
Marktplatz nördlicher Teil um 1960
Kulturverein-570
Mädchenschulhaus um 1910

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Unsere Hausnamen: Da Moar und andere

Dieser Text von Hans Obermair erschien am 19.2.2021 in der Ebersberger Zeitung

Ortsplan von Frauenreuth 1812, bearbeitet von Hans Obermair

Mein Vater hieß Hans Obermair. Seine alten Freun­de nannten ihn aber den „Niedermoar Hans“. Warum? Die Sache ist ganz einfach: Früher, und in ländlichen Ge­genden heute noch, nannte und nennt man die Leute nach dem Hausnamen des Hauses, aus dem sie kom­men. Und mein Vater stamm­te vom „Niedermoar“ in Frau­enreuth. Dieser Hausname ist schon 1501 in den Urbaren genannt und ist sicher we­sentlich älter. Wahrschein­lich hat das Kloster Tegern­see, zu dessen Verwaltung das Frauenreuter Gäu gehör­te, ihren Mairhof in frühester Zeit aufgeteilt und die Teile nach ihrer Lage benannt. Aus­gegangen ist man vom Dorf­mittelpunkt, der Kirche. Und so nennt man in Frauenreuth heute noch diese Anwesen beim „Obermoar“, beim „Nie­dermoar“ (Wirt), beim „Hin- termoar“ und beim „Neumo- ar“ (zu „Noima“ verkürzt).

Diese Aufteilung könnte auf Grund von weiteren Ro­dungen erfolgt sein. Eine ers­te Rodung hat ja dem Ort den Namen „Reuth“ gegeben. Mit der bedeutend werdenden Marienwallfahrt eben dann Frauenreuth. Die fünf weite­ren Anwesen, beim „Huber“, beim „Mesner“, beim „Schäff­ler“, beim „Rumpl“ (Schmied) und beim „Siman“ werden auf weitere Teilun­gen, oder Schenkungen, eventuell durch Rodungen veranlasst, erfolgt sein.

Im südlichen Bayern ist der Hofhame „Moar“ mit allen Varianten besonders häufig anzutreffen. Woher kommt der „Moar“? Reinhard Riepl schreibt: Er war Inhaber ei­nes ganzen Hofes (nach Hof­faß) oder Verwalter eines Gu­tes. Das Wort selbst kommt aus den Lateinischen Major und bedeutet, der, Größere, auf Besitz und Verwaltung bezogen. So nannte man schon die Vorfahren Karl des Großen Hausmaier. Sie ha­ben sich in der Verwaltung bewährt und hoch gedient. Der „Moar“ als der Verwal­tende ist heute noch in ver­schiedenen Sprachen prä­sent. Zum Beispiel in Franzö­sisch ist der „Maire“ der Bür­germeister, oder in Englisch heißt er der „Mayor“. Im bayerischen Dialekt ist der „Moar“ zwar kein Bürger­meister, aber in der Sprache des Eisschießens derjenige, der in der um eine Person we­niger besetzten Gruppe, den Fehlenden zu ersetzten hat, also zweimal dran kommt.

Der „Moar“ ist ein Name mit Bedeutung. Und so ist es nicht verwunderlich dass man zum Beispiel bei einer Einheirat oder eines sonsti­gen Wechsels gerne den „Mo­ar“ mitnahm und sich nach seiner Herkunft nennen ließ. Den „Moar“ gab es bei uns vornehmlich im bäuerlichen Umfeld. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er im Laufe der Zeit auch auf Anwe­sen, die keine „Moargröße“ hatten, Anwendung fand, eben zum Synonym für den Bauer wurde. Wie wäre es sonst zu verstehen, dass es in Landsham gleich ein ganzes Dutzend „Moar“ gab, wie Willi Kneißl nachweist: den Niedermoar, Hintermoar, Weidachmoar, Westermoar, Radlmoar, Geßmoar, Stock- moar, Feldmoar, Neumoar, Thalmoar, Obermoar und den Straßmoar.

Hausnamen können vieler­lei Entstehungsgründe ha­ben. Zum Beispiel beim „Mo­ar“, „Huaba“, „Lehna“ und „Häusler“ ist es die Anwe­sensgröße. Dann die Anwe­senslage, Unter, Ober, Berg, Anger, Feld und so weiter, oft verbunden mit anderen Be­griffen (z.B. Feldmoar). Häu­fig sind Hausnamen auch von Vornamen abgeleitet. Hier ist es in der Regel entweder der Vorname eines frühen, wenn nicht ersten Besitzers oder ei­nes Besitzers durch Hoftei­lung. Kommen innerhalb ei­nes Ortes überwiegend Vor­namen als Hausnamen vor, so könnte das mit der Besied­lung zu tun haben, zum Bei­spiel, wenn sich eine ganze Sippe nieder gelassen hat. Ein weiterer Anlass für Vorna­men: Der Grundherr ist ein Gotteshaus, dessen Haupthei­liger dem Hausnamen be­stimmt: Beim „Glos“ in Stein­hausen war die Nikolauskir­che in Steinhausen nicht nur der Nachbar, sondern auch der Grundherr. Wenn eine Kirche oder Pfarrei Grund­herr war, kommt auch „Wid­dumbauer“ vor, was sich im Laufe der Jahrhunderte zu „Wimmer“ zugeschliffen hat.

Auch Grund- oder Gerichts­herren können Hausnamens­geber sein, wie beim „Klin­ger“ oder beim „Zeller“ (Klos­ter Dietramszell). So auch die Herkunft des Siedler wie zum Beispiel beim „Schwabi“ .Vie­le Hausnamen wiedergeben den Beruf eines früheren Be­wohners, natürlich in Verbin­dung mit allen möglichen Kombinationen (Angerl- schuster usw.) Häufig haben auf Berufe zurückgehende Hausnamen den ursprüngli­chen ersetzt, weil Bewohner jetzt einen Beruf ausübten und natürlich über die Be­rufsnennung sich einen Wer­beeffekt erhofften.

Dass Hausnamen heute manchmal nicht mehr auf Anhieb zu deuten sind, hängt oft damit zusammen, weil sie heute noch im Dialekt ihrer Entstehungszeit gesprochen werden. Zum Beispiel „Moja“ (Maler). Wir nennen zwar heute noch mundartlich das malen „mojn“. Der frühere „Moja“ ist längst zum „Ma­ler“ geworden. Aber auch beim Nachbar des Glonner Moja, beim „Frosch“ lässt sich nicht mehr die Bedeu­tung auf Anhieb erkennen. Die frühen „Froschn’s“ aber werden durch das Fangen von Fröschen ihren Tisch oder gar ihren Geldbeutel aufgebessert haben.

Hausnamen hatten auch rechtliche Bedeutung. Die Fa­miliennamen änderten sich durch Heirat und Wechsel, die Verwaltung aber brauch­te in einer Zeit, wo es keine Straßennamen und Haus­nummern, keine Grundbü­cher gab, „ewige“ Namen. Und so hießen sie auch in ei­ner Verwaltungsvorschrift.
Gräbt man heute einen al­ten Gegenstand aus, der 500 Jahre alt ist, so ist die Sensati­on perfekt. Aber unsere alten Hausnamen, die oft weit älter sind, verkommen zusehends. Obwohl sie Familien-, Besied- lungs-, Wirtschafts-, und Sozi­algeschichte ersten Ranges sind. Überdies sind sie eine Quelle für die Mundartfor­schung. Schade, dass unsere Häuser so ihrer kulturellen Substanz beraubt werden.

 

 

 

Lichtmeß Schlenkeln

Dieser Text von Hans Obermair erschien am 30.1.2021 in der Ebersberger Zeitung

Von Lichtmeß und vom Schlenkln

Eine alte Weisheit sagt: „z´Neijahr a Hahnentritt,  z´Heili Drei Kini a Hirschensprung und                z´Liachtmess a ganze  Stund.“. Gemeint ist der Zuwachs des Tages  seit der Wintersonnenwende. Damit  hat der Volksmund nicht nur der religiösen Bedeutung dieses Tages Rechnung getragen. Mit diesem zweiten Februar,  40 Tage nach Weihnachten,  endete früher  dieser Festkreis,  eben mit der Darbringung des Jesuskindes im Tempel. Also ein hochreligiöses Fest, das  bis 1912 ein gesetzlicher Feiertag war. Woher kommt der Name Lichtmeß?  Von den theologische Anlässern, von denen es mehrere gibt, eher nicht. Plausibler ist das Messen des werdenden Lichts, also den länger werdenden Tag. Der Lichmeßtag ist also auch ein Lostag im Bauernjahr, verbunden mit Lichtsymbolen.  Geblieben sind bis zum heutigen Tag die Kerzenweihe und  die Kerzenspende.

Die Bedeutung des „Liamess´n“, wie es der Volksmund es sagte,  ging aber  in der bäuerlichen Welt über das religiöse weit hinaus: Die Ernte war gedroschen, die Waldarbeit im Wesentlichen getan und  Feldarbeit war nicht möglich. Also ein Schnittpunkt im Bauernjahr, der geeignet war abzurechnen, um Knechte und Mägde zu entlohnen, aber diese auch gegebenenfalls zu wechseln. Bei denen es  während des Jahres hieß: „Heit i´s Liachtmeß“, die sich also  um einen „neuen Platz“ umschauen mussten,  schien etwas „faul“ zu sein. Der Verdacht  eines „Rausschmisses“  erschwerte eine Neueinstellung.  Diese Fälle waren aber relativ selten. In der Regel gab es am  Lichtmeßtag  einen Handschlag zur Weiterbeschäftigung oder stattdessen in einzelnen Gegenden vom  Bauern  gar einen Wachsstock.  In unserer Gegend  schenkten  auch die Knechte den Mägden  Wachsstöcke zum Dank, dass ihnen diese das Jahr über die Kammer sauber hielten,  und die Wäsche gemacht hatten.  Und so konnte so manche Magd ob ihrer Dienste und Dienstjahre stolz auf eine Reihe von Wachstöcken verweisen. Eine angesehener  Beitrag,  zur späteren Zierde ihres „Brautkastens“.

Für die Dienstboten hatte der Lichtmeßtag  seine größere Bedeutung , weil er auch Zahltag war. Da wurde dann das „Ausg´machte“ für das vergangene Jahr, das aus Geld und oder Naturalien bestehen konnte, übergeben. War da auch  Gewebtes dabei, dann wurde es bei der nächsten „Stör“, also wenn die „Naderin“ wieder einmal für Tage oder Wochen auf den Hof  war,  zu einem schicken G´wand verwandelt, oder bei den Mannsbildern zu einem „Pfoad“ (Hemd) werden. Einzeln hatte man da am Lichtmeßtag anzutreten, um das „Seine“ in Empfang zu nehmen, vermutlich auch mit Lob oder Tadel verbunden.  Nicht irgendwo, sondern in der „Kinikammer“ oben, also in der besten Stube des Hauses. Und im Raum unterhalb, so wusste es mein Vater, haben sich die Knechte einen Spaß gemacht und die Decke „aufgespreitzt“, weil da oben ja, nach ihrer Ansicht, Unmengen von Geld lagern mussten.

In der Praxis wird  aber der Wunsch eines Wechsels in vielen Fällen schon deutlich vor dem Lichtmeßtag  angekündigt worden sein. Zur Vermittlung gab es auch die „Verdingerinnen“, die zum Beispiel 1862  in Glonn vom Gemeinderat  bestellt  wurden. Dem überall tätigen „Schmusern“ traute man scheinbar nicht.

War eine Weiterbeschäftigung von einer der Seiten nicht mehr gewollt, wurde das „Dienstbüchl“ ausgehändigt, oft mit dem letzten Eintrag „war ehrlich und fleißig“.

Wer aber an Lichtmeß noch keinen „Platz“ hatte, für diese kam die Schlenkelzeit gerade recht. Während der Dienstbotenwechsel am Lichtmeßtag auch im nördlichen Landkreis Ebersberg  bis in die  Mitte der Fünfzigerjahre  des 20. Jhd. noch Bedeutung hatte,  war bei den „Draussahoizan“ das Schlenkelgeschehen nicht üblich. Die sogenannte Schlenkelwoche, mit dem Haupttag des „Schlenkelpfinsta“ also des Donnerstags,  begann nach dem Lichtmeßtag und dauerte bis zum Ablauf des folgenden Sonntags. So wie am Lichtmeßtag so mussten auch am „Schlenklfpfinsta“  nur die nötigsten Arbeiten auf dem Hof verrichtet werden. Die aber, die wechselten, hatten bis zum Montag, also dem Tag des „Einstandes“ frei. Von da dürfte sich auch er Name „Schlenkeln“ ableiten: Das „Schlenzieren“, wie s bei Schmeller heißt, bedeutete Müßiggang, also Nichtstun. Und das mit dem eben ausgezahlten Jahreslohn in der Tasche. So war so mancher Wirthaustisch mit „Schlenklern“ besetzt. Dass am „Schlenklpfinsta“  in Rohrsdorf (Gemeinde Baiern) über Jahrzehnte der „Wurstball“ stattfand, passte zum vollen Geldbeutel  und zum arbeitsfreien Tag.

Am „Schlenkpfinsta“, waren an  größeren Orten, wie Rosenheim, Holzkirchen oder Wasserburg die Schlenkelmärkte angesagt. In der Regel wurden an diesem Tag auch traditionell Warenmärkte abgehalten. Die Verfügbarkeit des Jahreslohns aber auch das zu den Schlenkelmärkten strömenden  Publikum sind hier sicher Anlass gewesen.

Der Schlenklmarkt selbst, an festen Plätzen, in der Regel Wirthäuser, abgehalten, war ausschließlich den Vermittlung von Arbeit suchenden Dienstboten und Dienstboten suchenden Bauern vorbehalten. Sicher gab es auch genug neugieriges Puplikum. Um auf sich aufmerksam zu machen, trugen die sich anbietenden Dienstboten, ein kleines Ährensträußchen am Hut. War man sich einig, wurde das „Ausg´machte“ per Handschlag besiegelt. Hinzu gab es vom Bauern ein „Drangeld“ (auch Dinggeld) an den künftigen Dienstboten, das, wenn es gegeben und angenommen wurde, ein zusätzliches Zeichen der Einigung war. Das „Drangeld“  war eine Extrazahlung und wurde nicht auf den Lohn angerechnet. Aber auch für die eben Bedungenen eine gute Grundlage um den neuen „Platz“ noch mehr oder weniger ausgiebig zu feiern.

Diese Schlenklmärkte,  beziehungweise diese Art der Arbeitssuche, waren bis in die Dreißgerjahre des 20Jhd. üblich. Wenn auch mit abnehmender Tendenz. Wie es im „Oberbayern“ vom Februar 1933 heißt, werden immer mehr Dienstboten aus Niederbayern „importiert“.  Und das vermutlich nicht auf Lichtmeß bezogen, sondern auch während des ganzen Jahres über. Aber auch die immer wichtiger werdenden Arbeitsämter  haben Vermittlungen übernommen. Das Naziregime hatte versucht, die Schlenkelmärkte für ihre Arbeit zu nutzen: Arbeitsämter agierten jetzt auch auf den Schlenkelmärkten,  und  die Vorlage von Arbeitspapieren war Voraussetzung, bis dann nur mehr „von oben“ genehmigte Wechsel erlaubt waren. Aber auch der Ablauf eines Schlenkelmarktes wurde verändert. Nicht mehr das Ährensträußl auf dem Hut der Arbeitssuchenden war angesagt, sondern ein Efeublatt, Zeichen der Treue und Unsterblichkeit musste jetzt getragen werden. Und der suchende Bauer hatte einen Eichenzweig, auch Zeichen der Ewigkeit,  auf dem Hut zu haben. Wenn eine „Verdingung“ vollzogen war, war ein Blatt abzuschneiden. So wie die Schlenklmärkte, so wurde auch Lichtmeß „umfunktioniert“. Das Licht spielte ja bei den „Nazis“ eine besondere Rolle.

 

 

Ein Rathaus hat Jubiläum

Dieser Text von Hans Obermair erschien am 30.9.2021 in der Ebersberger Zeitung

Zeitweise auch Geburtenstation: Vor 90 Jahren bekam Glonn einen neuen Verwaltungsbau

Ab 1808 setzte die Bildung der heutigen politischen Gemein­den ein. Der gewählte Gemeindevorsteher (Bürgermeister), dessen rechte Hand bis 1904 der Lehrer als Gemeindesekretär war, waren die Träger der Verwaltung. Sitz der Verwaltung war die Wohnung des Bürgermeisters. Es ist anzunehmen, dass die Kanzlei der Gemeinde Glonn im 1838 erbauten Schulhaus, wo auch die Lehrerfamilie wohn­te, untergebracht war. Die Verwaltungsaufgaben nahmen zu – Glonn wurde größer. 1899 kaufte die Gemeinde dann ein Grundstück zum Bau eines Wohnhauses mit „Feuerwehrrequisitenraum”. Es wurde 1900 vollendet.
Die Notwendigkeit für ein neues Rathaus wurde bereits 1920 gesehen, als Bürgermeister Meßner das so genannte „Surauerhaus“ mit der Fläche des Marktplatzes für die Gemeinde von Baron Büsing kaufte. Büsing war seit 1908 Eigentümer des gesamten Wirtsareals. Die Surauers betrieben dort als Mieter einen Laden und wohl auch eine „Lebzelterei”, also eine Lebku­chenbäckerei.
Das jetzt 90-jährige Rathaus wurde unter Bürgermeister Ludwig Mayer, dem „Neuwirt”, gebaut. Wie Anton Decker, der damalige Gemeindesekre­tär schreibt, waren die Gründe für das Bauvorhaben, die große Arbeitslo­sigkeit, die herrschende Wohnungsnot, und die unzureichend unterge­brachte Verwaltung. Damals gab es in Glonn 60 bis 70 Arbeitslose bei 1700 Einwohnern. Ein weiterer Grund: „Die in ungenügenden Räumen befindli­che Apotheke.”

Der Rathausbau war bei der Bevölkerung nicht unumstritten. Der ur­sprüngliche Bauplan, wurde nicht gebilligt. Wie es in einer Zeitung von da­mals heißt, habe dann Regierungsrat von Miller (Sohn von Oskar v. Miller) eine neue Planung entwickelt. Architekt Fleißner aus München hat diesen Vorschlag umgesetzt, die Arbeiten übernahmen Glonner Firmen.

Baubeginn war März 1931. Die Einweihungsfeier am 27. September 1931. Eine Bauzeit also, die sich auch unter heutigen Maßstäben sehen lassen kann. Höchstwahrscheinlich war bei Baubeginn die Baugrube für den Kel­ler schon während des Winters ausgehoben worden. Dies war so üblich, weil die Gespanne der Landwirte im Winter eher zur Verfügung standen.

Für den Rathausbau wurden 90 000 Mark veranschlagt. 50 000 standen als Eigenkapital zur Verfügung, 20 000 gab es an öffentlicher Wohnbauförde­rung und 20 000 kamen aus Darlehen. Die Gesamtbaukosten beliefen sich letztlich auf 84 896,83 Mark – dass ein Bau unter den projektieren Kosten bleibt: heute ein Kuriosum.

Bei der Einweihungsfeier am 26. September, war es selbstverständlich, dass die Feier mit einem Festgottesdienst begann. Dann der kirchliche Weiheakt im neu erbauten Rathaus. Die Ansprachen von Pfarrer Schrall und Bürgermeister Mayer standen im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Aber auch Kinder kamen mit Gedichten zu Wort. Der kleine „Reiserfranzl”, der in diesem Haus dann drei Jahrzehnte als Marktgemeinderat wirkte, sage et­wa ein Gedicht auf. Der „Tag des Herrn”, vom Männerchor intoniert, be­schloss dann den offiziellen Teil der Feier. Beim gemeinsamen Essen im „Neuwirt” war die „Tafelkapelle” unter der Leitung des Bürgermeisters zu hören.

Die Amtsräume mit Sitzungssaal waren im Erdgeschoss untergebracht. Im Ober- und Dachgeschoss waren die Wohnungen. Im südlichen Teil des Baues befand sich bis 1973 die „Hubertusapotheke”.

Das Rathaus beherbergte aber nicht nur die Amtsräume, Wohnungen und die Apotheke, sondern im Dachgeschoss von 1945 bis 1964 auch eine Ent­bindungsstation. Viele Glonner kamen dort zur Welt. Während das Rat­haus sein Äußeres seit der Bauzeit weitgehend wahren konnte, hat sich in­nen viel verändert. Die Gebietsreform ab Mitte der 1970er-Jahre macht Glonn ab dem 1. Mai 1978 zum Sitz der Verwaltungsgemeinschaft. Anstatt der bisher fünf Mitarbeiter mussten jetzt 17 aus der gesamten Verwal­tungsgemeinschaft untergebracht werden. Noch unter Bürgermeister Mi­chael Singer wurde der Umbau begonnen. Nach einem Aufwand von rund 1,3 Millionen Mark erhielt das Haus seine jetzige innere Gestaltung. Die Einweihung fand unter dem neuen Bürgermeister Martin Sigl am 30. Sep­tember 1978 statt – fast auf den Tag genau 47 Jahre nach dem Neubau von 1931.

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